Mischkultur und Bestandesverdichtung in der Marktgärtnerei

Bestandesverdichtung und Mischkultur mit Stielmangold und Blattpetersilie in der Versuchs-Marktgärtnerei am Zinsenhof. (Foto: Wolfgang Palme)

 

Gemüsepartnerschaften am Beet

Inspiriert von alten Gartenfachbüchern und historischen Gemüseratgebern zur Beetmischkultur war ein Schwerpunkt an der Versuchsstelle Zinsenhof im Rahmen der Operationellen Gruppe der Bio-Intensivierung von Gemüsepartnerschaften und zeitlichen Kulturstaffelungen am Beet gewidmet. Ziel war es, über praxisübliche Ertragsniveaus hinauszugehen und Grenzen auszuloten.

Die Einrichtung einer Versuchs-Marktgärtnerei am Zinsenhof im Kleinmaßstab (ca. 250 m² Bruttobeetfläche) bot mit ihren 8 Beetvarianten und jeweils 4 Wiederholungen im Rahmen des Projekts ein Übungsfeld für Kulturabfolgen und Pflanzenkombinationen. Gelungene Kombinationen von Gemüsepartnern ergeben sich aus dem unter schiedlichen Wuchscharakter und sich gegenseitig fördernden Eigenschaften. Einige Beispiele:

 

Der Knollenfenchel bildet durch seinen aufstrebenden Wuchs einen lichten Schatten, der dem Salat vor allem während heißer Sommerwochen guttut. (Foto: Wolfgang Palme)

Auch Jungzwiebel und Salat vertragen sich in nächster Nähe, weil das Wuchsverhalten stark unterschiedlich ist. (Foto: Wolfgang Palme)

Die krause Blattpetersilie „im Schwitzkasten“ des ausladenden Brokkoli kommt kaum ans Licht. Das erwies sich als ausgesprochen ungünstige Kombination am Beet. (Foto: Wolfgang Palme)

 

Funktioniert Mischkultur in der Praxis?

Auch in der Versuchsstation für Spezialkulturen Wies wurden im Projekt der OG Marktgärtnerei Mischkultur-Kombinationen sowie verschiedene Pflanzdichten untersucht. Dabei wurden folgende Mischkulturvarianten getestet:

• Salat mit Karotte

• Porree mit Knollensellerie

• Bundzwiebel mit Karotte

• Pastinaken mit Zwiebel

Wie erfolgreich diese Kombinationen funktionieren, hängt stark vom Konkurrenzverhalten der jeweiligen Kulturen ab. Der Anbau von Salat mit Karotte funktionierte gut, solange die Karotten noch klein waren. In einem späteren Stadium, wo der zweite Salatsatz wieder direkt neben den Karotten gepflanzt wurde, war die Konkurrenz der Karotte für die Entwicklung des Salates zu groß. Hier könnte eine andere direkt gesäte Kultur, die ebenfalls eine längere Entwicklungszeit hat, von Vorteil sein. Insbesondere beim Anbau von Bundkarotten, die tendenziell früher geerntet werden, kann auch eine weitere Verdichtung des Bestandes sinnvoll sein.

In der Mischkultur mit Salat konnten sich auf dem 75 cm breiten Beet zwei Reihen Karotten zwischen zwei Salatreihen sehr schön entwickeln. In Reinkultur wären je nach Standort drei bis sechs Reihen Karotten möglich. Auch die Kombination von Porree mit Knollensellerie stellte sich als praktikabel heraus. Ebenfalls vielversprechend ist die Kombination von Bundzwiebel und Karotte für den Winteranbau. Hier ist für den erfolgreichen Anbau jedoch der richtige Anbauzeitpunkt ein Schlüsselfaktor. Empfehlenswert ist hier ein Termin spätestens Anfang September. Die Kombination von Pastinaken mit Zwiebel war weniger erfolgreich, da die Pastinake durch die starke Laubentwicklung generell ein sehr schwieriger Partner für andere Kulturen auf so engem Standraum ist.

Die gärtnerische Praxis zeigt außerdem, dass zu Mischkulturpartnerschaften am Beet meist auch arbeitswirtschaftliche Nachteile bei Pflege- und Erntearbeiten mit sich bringen. Hier gilt es, Nutzen und Aufwand gegeneinander abzuwägen. Angesichts der ohnehin außergewöhnlich kleinteiligen und vielfältigen Struktur der Marktgärtnerei kann wohl auch das beetweise Nebeneinander geeigneter Gemüsepartner als Mischkultur verstanden werden.

Nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Erträge der verschiedenen Mischkultur-Varianten inklusive des Vergleichs von sogenannten No-Dig-Beeten mit 15 cm Kompost mit klassisch bewirtschafteten Dauerbeeten mit 0,5 cm Kompost.

 

Übersicht über die Ertragswerte in der Versuchsstation Wies; Sa: Salat, K: Karotte, MK: Mischkultur, P: Porree, Se: Sellerie, Z: Zwiebel, Pa: Pastinak (Tabelle: Doris Lengauer)

 

Die optimale Pflanzdichte

Die kleinen Flächen der Marktgärtnerei und der Anspruch der Wirtschaftlichkeit führen zu dem prinzipiellen Ziel, die wenige verfügbare Anbaufläche so dicht wie möglich zu belegen. In der rechtesten Spalte der Tabelle ist ersichtlich, ob die jeweilige Kultur alleine oder in Mischkultur (MK) mit einer anderen Kultur am Beet gestanden ist. Bei allein stehenden Kulturen wurden außerdem meist zwei verschiedene Bestandesdichten (2 oder 3 bzw. 3 oder 4 Reihen) verglichen.

In der Regel führten die dichteren Bestände zu höheren Erträgen pro Quadratmeter, zugleich aber auch zu geringeren Stückgewichten. Zu bedenken ist: Je dichter die Pflanzen stehen, desto langsamer kann der Bestand nach Niederschlägen oder Tau wieder abtrocknen und desto eher können sich Krankheiten etablieren. Die optimale Pflanzdichte je Kulturart kann deshalb nicht pauschal angegeben werden, sondern ist stark vom jeweiligen Standort abhängig. So sind auf sonnigen, windigen Standorten tendenziell dichtere Bestände möglich als in feuchteren Lagen ohne ausreichende Luftbewegung.

 

Bundkarotten werden in der Marktgärtnerei typischerweise sehr dicht gesät. Bis zu 6 Reihen werden auf manchen Betrieben auf einem 80 cm breiten Beet angebaut. Besonders an windarmen, feucht-warmen Standorten können derart dichte Bestände aber auch zu hohem Krankheitsdruck führen. Empfehlungen zu Standweite und Pflanzdichte aus Fachbüchern sind deshalb immer im Kontext des eigenen Standorts zu interpretieren und durch die eigene Erfahrung über die Jahre anzupassen und zu optimieren. (Foto: Johannes Pelleter)

 
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Bio-intensiv: Gemüsebau nach den Prinzipien der Marktgärtnerei