Effizient bündeln: Schritt-für-Schritt-Anleitung für perfekte Radieschenbünde, Bundkarotten & Co

In der Marktgärtnerei wird typischerweise relativ viel gebündelt und bundweise verkauft. Bünde gibt es hier nicht nur bei den Klassikern wie Radieschen, sondern oft auch bei Karotten mit Grün (Bundkarotten), Roten Rüben, Mairüben aber teilweise auch bei Kräutern, Frühlingszwiebeln, Rucola usw.

Meist wird bereits bei der Ernte direkt am Beet gebündelt, sodass die Ware möglichst nicht extra noch einmal im Lager angegriffen werden muss - waschen und ggf. verpacken ausgenommen. Fertige Bünde können am Feld schnell abgezählt werden, erleichtern das Kalkulieren des Abo-Kisteninhalts und beschleunigen und vereinheitlichen den Verkauf am Marktstand und sind auch einfach schön(er) anzusehen. Gute Gründe für Bundware. Umso wichtiger ist es, den Vorgang des Bündelns genau zu betrachten und zu optimieren, um hier nur so wenig Zeit wie wirklich nötig aufwenden zu müssen.

Prinzipiell unterscheidet man zwischen dem Bündeln mit Gummiringen (unterschiedlicher Länge) oder mit Draht (in der Länge vorgeschnitten und ummantelt). Dieser Beitrag befasst sich mit der Verwendung von Gummiringen zum Bündeln.

Bei Gummiringen (“Gummis”) gibt es zwei Anwendungs-Methoden: „drüber stülpen“ und „wickeln“

 

Stülpen

Vorgehensweise: Der Gummi wird mit einer Hand aufgespreizt und über das Produkt gestülpt. Manchmal ist dabei auch noch der eine oder andere Finger der gegenüberliegenden Hand im Spiel, um das Aufdehnen des Gummis möglich zu machen und das Drüberstülpen zu sichern. Nach dem ersten Drüberstülpen wird der Gummi normalerweise noch einmal langgezogen und ein zweites Mal drüber gestülpt oder eingehängt. Das Stülpen kann von der Laubseite her durchgeführt werden oder von der Seite der Fürchte her.

Einsatzmöglichkeiten: Das Stülpen des Gummis über den Bund wird vorwiegend für Kräuterbunde eingesetzt. Für Radies und ähnliches ist das Stülpen auch möglich, aber oft schwierig in der Ausführung und schwerer zu Erlernen. Grenzen der Methode setzen sehr lange Produkte, wie zum Beispiel Karotten, da man den Gummi dort nur mit hoher Kunstfertigkeit über den Bund gezogen bekommt.

 

1. Gummi greifen

3. Gummi aufspreizen

5. Gummi langziehen

2. Finger einfädeln

4. Gummi drüber stülpen

6. Gummi drehen und Gummi einängen oder noch einmal drüber stülpen

 

Wickeln

Vorgehensweise: Beim Wickeln wird der Gummi am Stängel von ein oder zwei Stück eingehängt und dann lang gezogen (wichtig !) und erst dann einmal oder mehrmals um den Bund gewickelt und abschließend nach dem Startpunkt eingehängt.

Einsatzmöglichkeiten: Das Einhängen und Wickeln ist bei allen Produkten möglich, die über genügend stabile Stängel verfügen. Auch längere Produkte – wie Karotten – lassen sich gut mit der Wickelmethode bündeln. Es ist einfach zu erlernen und leicht umzusetzen. Arbeitswirtschaftlich gesehen, die Methode der Wahl (wenn möglich).

 

1. Gummi greifen

3. Gummi langziehen

2. Gummi an Karotte einhängen

4. Wickeln

5. Gummi hinter der Startkarotte einhängen

 

Videoanleitung Bündeln

 

Tipps beim Bündeln mit Gummiringen — unabhängig von der Methode

Gummilänge: Einfach gewickelt reicht oft aus - und spart Zeit

Gummis immer an der Sammelhand - hier linke Hand

Aufbewahrung in Dosen: Hier gut greifbar und verschließbar

  • Passende Länge und Stabilität wählen und wenn möglich nur 1x stülpen oder 1x wickeln - mehrfaches Stülpen/Wickeln ist meist nicht nötig und kostet zusätzlich Zeit. Der passende Gummiring zur Arbeitsaufgabe spart überflüssige Griffe und führt automatisch zu einem effizienten Arbeitsverfahren.

  • Standardgrößen am Betrieb sichtbar machen: Welche Gummilänge zu welchem Produkt passt, sollte so dokumentiert werden, so dass es für jede Person verständlich ist. Evtl. kann ein Ansichtsexemplar in Originalgröße mit fotografiert oder skizziert werden oder es wird ein Beispiel-Gummiring neben die Liste gehängt. Die Größe der Gummis sollte außerdem gut lesbar auf der Packung angeschrieben sein. Der Nachschub ist idealerweise in allen Größen vorrätig und leicht zu finden.

  • Gummis an den Fingern oder am Handgelenk der Sammelhand (!) mit sich führen! Dadurch ist der kürzeste Greifweg und ein gezieltes Greifen der Gummis ohne optische Kontrolle gewährleistet. Je nach Handgröße und Gummigröße werden mehrere oder ein Finger genutzt. In

    —> Ausnahmefällen können die Gummis auch an der aktiven Hand, welche die Produkte zieht, das Messer hält oder die Produkte ausputzt getragen werden. Dies sollte aber die Ausnahme bleiben, da dadurch immer ein zusätzliche Übergabegriff notwendig wird.

  • Passen Handgröße und Gummigröße gar nicht zusammen, können die Gummis in einer offenen Schale mitgeführt werden. Die Schale sollte eine große Öffnung haben und einen leichten Zugriff erlauben. In dieser Schale sind ausschließlich die passenden Gummis! Nichts anderes! Ein Behälter für die Gummis führt immer zu Mehraufwand, da der Behälter immer gegriffen und mitbewegt werden muss und das Greifen der Gummis oft eine optische Kontrolle verlangt und ein zusätzlicher Greifweg entsteht (hin zur Schale und zurück zum Bund).

  • Zur Stückzahlbestimmung bei der Ernte können die Gummis vor dem Einsatz gerne gezählt werden. Um sicher zu gehen, werden zusätzlich einige Gummis in die Tasche gesteckt, um evtl. gerissene Exemplare zu ersetzen.

  • Die Aufbewahrung der Gummis erfolgt möglichst in einem geschlossenen Behältnis/Sack, damit der Weichmacher und die Dehnfähigkeit erhalten bleiben. Gummis nicht in der Sonne lagern oder zu viel Wärme aussetzen. Also zum Beispiel nicht auf das Armaturenbrett hinter der Windschutzscheibe oder im Gewächshaus. Werden Gummis längere Zeit gelagert – zum Beispiel über den Winter – dann immer luftdicht verschlossen, dunkel und möglichst kühl.
    —> Sollte doch einmal eine Charge mürbe geworden sein, so ist es sinnvoll, diese komplett zu entsorgen, bevor jeder zweite Gummi reißt und damit unnötig Arbeitszeit verloren geht. Auch das spart unterm Strich jede Menge Zeit und Geld :-)

Fotos & Video: Renate Spraul

 
Weiter
Weiter

Zeit ist Geld: Wie wir unsere Handgriffe wirksamer gestalten und Arbeitszeit einsparen